Karneval fällt aus. Warum wir in der Beratungsarbeit trotzdem närrisch sein sollten!
Der Mensch denkt ca. 70000 Gedanken an einem Tag. Das Seltsame: am nächsten Tag sind es wieder so viele und es sind zu 80% die gleichen wie am Tag zuvor. Wie soll da etwas Neues bei rauskommen?
Stellen Sie sich einmal vor, Ihre gewohnten Routinen zu durchbrechen und bewusst etwas anderes zu tun. Sie könnten:
- sich einen Tag wie eines Ihrer Kindheitsidole verhalten (Heidi, Pippi, Winnetou, Pumuckel)
- einen Tag auf das Handy verzichten
- Zur Abwechslung in einer Supervisionsitzung nur pantomimisch arbeiten!
- Die nächste Teamsitzung mit einem Lieblingslied beginnen, zu dem getanzt wird!
- Ein schwieriges Klienten- oder Kollegengespräch vom Büro in den Stadtpark verlagern!
- Die Rettungsweste anziehen, wenn Kollegen einander anschreien
Haben sie jetzt gerade gedacht „Sei nicht närrisch?“ Alles was wir nicht kennen und was von dem Gewohnten abweicht, wird schnell als Unsinn abgetan. Dabei ist es gerade das „Verrückte“ was unser gewohntes Denken in Frage stellt und zu neuem Verhalten anregt. Und genau darum geht es doch in festgefahrenen Situationen und Strukturen.
Der Narr wird heutzutage meist für einen Dummkopf gehalten. Historisch gesehen hatte er allerdings eine wichtige Beraterrolle an den Höfen der Herrscher aller großen Kulturen. Seine Aufgabe war es, den Herrscher vor Gewohnheitsdenken und falschen Entscheidungen zu bewahren. Mit Cleverness, Intelligenz, Charme und tiefer politischer Einsicht hatte der Narr verschiedene Rollen inne. So war er Schauspieler, Poet, Philosoph und Psychologe gleichzeitig. Aufgrund seiner Fähigkeit Denkmuster zu öffnen, hatte der Narr eine ähnliche Stellung und den Einfluss wie ein Priester oder Medizinmann.
Die Aufgabe Gewohntes in Frage zu stellen, ist heutzutage die des Supervisors. Er schaut von außen auf die Verhaltensweisen der Adressaten und regt durch liebevolle Irritationen zu neuen Ideen an.
7 Tipps zur liebevollen Irritation:
Nehmen Sie Kleinigkeiten wahr, die andere übersehen
Äußeren Sie sich auf eine unkonventionelle Art. Beispielsweise durch gähnen, stöhnen, lachen, seufzen, singen
Stellen Sie bei Problemstellungen die Verschlimmerungsfrage: „Was kannst Du tun, damit alles noch schlimmer wird?“
Benutzen Sie eine Metapher, um einen kritischen Zustand anzusprechen: „Es kommt mir so vor, als würdest Du einen Hund ohne Beine an der Leine führen.“
Nehmen Sie die Haltung des Nichtwissenden ein und fragen Sie neugierig nach dem Sinn und Zweck bestehender Abläufe.
Machen Sie in Besprechungen kryptische Anmerkungen oder reden Sie mehrdeutig, so dass die anderen weiterdenken müssen. Hierzu können Sie Ihre Clownsnase auch außerhalb der Karnevalszeit verwenden ;-)
Reflecting-Team: Reden Sie mit einen Kollegen/in über die Anderen oder über Teamprozesse in deren Anwesenheit
Trauen Sie sich?!
Närrische Grüße,
Michaela Wiese vom Institut für Teamkultur
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